Da wir diesmal des Naechtens, nicht wie sonst zeitig in der Frueh, von Addis Ababa aufgebrochen sind, kamen wir schon um 4:30 am Morgen in Harar an. So war die Quartiersuche ein wenig kniffelig.
Das erste Hotel gab uns voruebergehend ein Zimmer mit dem Versprechen, spaeter ein anderes fuer die naechsten Tage zu bekommen. Hier also mal zwei Stunden im Halbschlaf herumwaelzen, bis wir in ein anderes voruebergehendes Zimmer im Keller verschoben wurden. Eine Viertelstunde ruhen und wieder ein anderes Zimmer einen Stock ueberhalb beziehen. Da wir aber schon wegen Schlafmangels und vor allem wegen den untragbaren hygienischen Zustaenden (der Sand der halben Sahara breitete sich am Fussboden aus, das Bett war ein Erdnussacker, Wasser gabs sowieso nicht und im Abfluss de Waschbeckens befand sich das gestrige Abendessen) nicht mehr gewillt waren, so ein Zimmer zu bewohnen, musste mit dem sogenannten Hotelmanager gesprochen werden. Der aber vom Chadkauen Betaeubte, bechwichtigte nur und verstand die ganze Aufregung nicht ansatzweise. Also Rucksack aufgeschnallt und raus zum naechsten Hotel.
War zwar teurer, dafuer sauber, aber nur mit strikt festgelegten Wasserverfuegungszeiten – in der Frueh von 6-8 Uhr und am Abend von 6-10 Uhr. Man wird bescheiden und demuetig – und bleibt also.
Harar ist fuer die Muslime die viertwichtigste Stadt nach Mekka, Medina und Jerusalem. Ist also fest in islamischer Hand, obwohl die hiesige Auspraegung nicht orthodox gepraegt ist. Viel mehr kommen hier Einfluesse der alten (Natur-)Religionen hinzu. So werden auch islamische Heilige hier verrehrt, was fuer orthodoxe Muslime ein Greul sein muss, da Menschenverehrung und sei es auch die von Mohammed, strengstens untersagt sind. Trotzdem wollen wir uns eines dieser Kuppelgraeber der Heiligen, die Qubba genannt werden, anschauen. Aber am Eingang werden wir als Unglaeubige nicht unfreundlich, aber doch bestimmt abgewiesen. So sitzen wir nur im Vorhof und sehen eitlen Gockeln beim Kraehen und Aufblustern zu.
Harar ist eine sehr alte Stadt und fuer Aethiopien untypisch mit einer Stadtmauer umgeben. Die Haeuser im Inneren der Mauer sind aus Stein und weissgekalkt, wobei die Eingaenge meist im islamischen Gruen gehalten sind. Verwinkelte Strassen fuehren bergauf und bergab durchs ganze Stadtgebiet und unverhofft tauchen zwei angebundene Kamele an einem kleinen Platz auf. Schauen gelangweilt, waehrend von hinten shon die Kinderstimmen nach Geld rufen. Diese Stimmen verfolgen uns auch bei der Wanderung durch die Stadt und verstummen erst, als wir uns beim Hyaenenmann in der Naehe eines von einem Baum umrankten Shreins niederlassen.
Bevor wir uns aber die Hyaenen bei Nacht anschauen, begegnen wir noch einen nackten Flitzer, der illuminiert die Gassen entlanglaeuft und den obligatorichen Hustlern, die uns die Hyaenenfuetterung schmackhaft machen wollen – umsonst, denn wir sind gespannt darauf, wie der Bogen eines Zen-Meisters.
Da es zwei Plaetze fuer die Hyaenenfuetterung gibt, schauen wir uns in der Daemmerung mal den ersten an. Werden nur zwei kleineren Hyaenen ansichtig und gehen zum Platz, wo wir schon nachmittags Zuflucht gefunden haben und wo auch ein alter Kalifornier, den wir schon in Addis getroffen haben, hingehen will.
Am Platz vor dem Schrein, sieht man schon ein dutzend Hyaenenaugen im Dunkel der Nacht blitzen und der Hyaenenmann ruft die Namen der Tiere des Rudels lautstark. Die Antwort der Tiere ist eher verhalten und klingt kehlig. Der Hyaenenmann sitzt mit zwei Plastikeimern, gefuellt mit Schlachtabfaellen, im Lichtkegel eines Autos und haengt aasige Innereien auf ein kurzes Stoeckchen. Bei Zuruf naehert sich eine Hyaene mit gebeugtem Kopf, schnappt mit einem Biss das Aas und verzieht sich ins Dunkle. Von vorne hoert man das Knacken von Tierbeckenknochen, die vom starken Gebiss der Hyaenen zermalmt werden. Immer wieder kommen neue Hyaenen hinzu und holen sich ihr Fressen, man koennte fast sagen gesittet, nacheinander ab. Nur die kleinsten der anwesenden Hyaenenbrut bekommen erst die Reste, wenn die Vorderen satt sind. Auch wir versuchen uns als Hyaenenfuetterer. Mit dem am Stoeckchen befestigten Schlachtabfall stehen wir und warten auf die Meute. Die sobald auftaucht und uns wie zahme Hunde das Fleisch vom Staberl frisst. Kommen mir gar nicht so gross vor, fast wie Schaeferhunde. Respekt bleibt aber doch und der von beiden Seiten, denn ganz koscher sind wir den Hyaenen auch nicht, liegt wohl auch an der lange zurueckliegenden Dusche. Das Spektakel endet mit der Verstreuung der Kadaverreste, damit alle aus der Hyaenencombo ihr Fressen bekommen und dem Heimweg, wobei ich mich dann doch zur Kontrolle des oefteren umdrehe und in die finstere Nacht hineinhoere.
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