Vom „zweiten Jerusalem“ Laibela ging es ueber Mekele (siehe auch die Lehre von Mekele) nach „Rom“, wie die orthodoxen Christen gerne Axum nennen. Dies daher, da Axum aus aethiopischer Sicht ebenso bedeutsam ist wie Rom fuer die katholischen Glaeubigen. Geschichtlich war die Stadt eine religioese und weltliche Grossmacht, die ihr Gebiet vom Sudan bis in den Suedjemen auf der arabischen Halbinsel aussdehnte. Leider ist dies nun doch schon viele Jahrhunderte her und der Niedergang und die Zerstoerung der Stadt durch mehrere Anstuerme ist heute noch unuebersehbar.
Das erste Mal machte die legendaere juedische Koenigin Gwudit (Gudit/Judit) im 10 Jahrhundert n.Chr. Axum fast dem Erdboden gleich. Diese Koenigin war so stark und nicht durch Menschenhand stoppbar, dass sie nur ein biblischer Wirbelsturm schlussendlich aufhalten und vernichten konnte. Diese Wirbelstuerme haben wir uebrigens auch schon in Aethiopien erlebt, richtige Sandsaeulen, die zig Meter in den Himmel ragen und hier passenderweise „Dust-Devils“ genannt werden.
Nach kurzer Erholungsphase kam die naechste Vernichtungswelle. Der Anfuehrer der muslimischen Bevoelkerung, der Imam Ahmed Grang („der Linkshaender“) loeschte nochmals das wiederaufgebaute Axum im 16 Jahrhundert und fast alle ihrer christlichen Gebaeude aus. Nur die heilige Bundeslade mit den Zehn Geboten konnte waehrend der Invasion auf eine Insel im Tana-See gerettet werden.
Von diesem letzten Ansturm hat sich Axum anscheinend nie wieder erholt. So wie die Stadt uns darbot, kann man nicht mehr von Glanz reden. Ist nur mehr ein kleiner, wenige Einwohner zaehlender Ort mit staubigen Strassen und halbverfallenen Huetten (von Rom moechte man also nicht mehr sprechen, eher schon von Pompeji nach dem Vulkanausbruch 😉 ).
Was die Stadt aber auf jeden Fall besuchenswert macht, sind ,neben den Einwohnern, die noch erhaltenen Ueberreste des goldenen Scheins grosser Zeiten.
An der Piazza stehen zwei monumentale Stelen, die aus einem graeulichen Stein gefertigt ueber 24m in den Himmel ragen und als Grabsteine fungiert haben sollen. So sind diese Monolithen wie Hochhaeuser mit mehreren Stockwerken aufgebaut und sollen den dort Bergrabenen quasi als Wohnstaette dienen. Eine von den Zweien, die Stele Nr.2 (wurde natuerlich von einer deutschen archiologischen Expedition, welche fuer ihre Nummerieungswut bekannt ist, so genannt) stand einst in Rom auf der Piazza di Porta Capena. Waehrend des faschistischen Regims in Italien wollten die Schwarhemden ihre blutigen Haende nach Aethiopien ausstrecken und das gesamte Land als eine Kolonie einverleiben. Dies funktionierte auch ein paar Jahre und die aethiopische Armee unter der Fuehrung von Haile Selassie I. wurde geschlagen, da anscheinend vor der Schlacht der guenstigste Zeitpunkt durch langes Beten und Kriegsrathalten, verpasst wurde. So kam die Stele Nr.2 nach Rom vor das Kolonialministerium als Zeichen ihrer Ansprueche und in Anlehnung an die schon frueher entwendeten aegyptischen Obeliske.
Doch die Menschheit ist lernfaehig und kann sich doch auch in Frieden und Freundschaft begegnen und so wurde die Stele Anfang 2008(!) in Kisten verpackt und wieder retour nach Aethiopien geschickt. Wiederaufgestellt in voller Groesse im Jahr 2008 konnten wir diese also dann auf ihrer urspruenglichen Stelle bewundern.
Noch eine Besonderheit waere zu erwaehnen, der groesste von Menschen behauende Monolith soll auch hier in Axum sein. Die Stele Nr.1 ist 33.5m hoch (allerdings umgestuerzt und zerbrochen) und somit um 1.5m hoeher als der Obelisk von Karnak in Aegypten.
Gleich neben dem Stelenpark liegt der heiligste Bezirk Aethiopiens. Mit den beiden Kathedralen Maryam Sion (die sogenannte alte und neue Kathedrale) und dem Gebaeude, im welchen die heilige Bundeslade mit den Zehn Geboten Moses aufbewahrt sein soll.
Die neue Kathedrale ist eine klassische Rundkirche und wurde vom letzten Kaiser Haile Selassie I. in Auftrag gegeben. Ungewoehnlich ist, dass die Messebesuchenden nicht vor der Kirche ihren Gottesdienst abhalten, wie sonst ueblich, sondern direkt in der Kirche. Dementsprechend gross sind auch die Ausmasse. In der aelten Kathedrale, die mit schmucken Wandmalereien ausgestattet ist, haben Frauen keinen Zutritt, was ein wenig seltsam anmutet, da die Kirche doch der heiligen Maria geweiht ist.
Aber nicht nur Frauen werden diskrimminiert, auch wir Ferenjis. Als wir uns in Richtung des Bundeslade-Gebaeudes bewegen, hoeren wir beim Ueberschreiten einer unsichtbaren Grenze (etwa 15m vor dem, dem Gebaeude umgebenen gruenen Zaun) ein lautes schrilles Klagen. Ein in Amharisch daherschimpfender und einen Holzknueppel schwenkender sogenannter Aufseher hindert uns mit verzerrtem Gesicht am Weitergehen. Erst durch die Vermittlung eines Passanten erkennen wir, des Amharischen nicht maechtig, dass hier fuer uns Schluss ist. Seltsam, an einem so heiligen und auch touristischen Platz keine Schilder aufzustellen oder einen englischsprachigen Guide den Knueppel schwingen zu lassen.
Die aethiopische Geistlichkeit behauptet ja steif und fest, dass die wahre Bundeslade sich hier befindet. Entwendet soll diese ja von dem Sohne des juedischen Koenig Salomons und der Koenigin von Saba, die den Namen Makeba trug und aus Aethiopien stammte. Dieser wollte zu seiner Mutter in ihr Heimatland und nahm neben Juenglingen aus den besten juedischen Familien auch heimlich die Bundeslade mit. Der Mossad wird es wohl besser wissen und bei unserem Besuch in Israel werden wir dies sicher herausfinden. Ihr werdet die ganze Wahrheit zu den Zehn Geboten erfahren. Bewacht wird die unzugaengliche Bundeslade von einem alten Moench, der sein Amt erst am Sterbebett an den naechsten Sterblichen weitergibt. Vielleicht sollte ich mich darum bewerben, um die beiden Steinplatten endlich zu Gesicht zu bekommen.
Da Axum sonst nicht viel bietet, quatschen wir mit der oertlichen Jugend ueber Liebe und Geschlechtsverkehr (koennen erst heiraten, wenn Geld fuer Eigenheim da ist; erster Geschlechtsverkehr erst in den spaeten Zwanzigern), Touristen (Amis werden als Schnoessel empfunden, die nur ueber sich sprechen), Rastas (es gibt dort einen, der nur mit Mundschutz rumrennt und doch, gegen das Rastatum, ab und an Alkohol trinkt und Fleisch isst), LKW-Fahrer (hat sehr viel Sex, da die mitgenommenen Frauen anscheinend so bezahlen; Chad-Kauen ist obligatorisch bei Fahrten) und vieles mehr. Sehr angenehm und unterhaltsam. Es sind ja doch die Menschen die zaehlen und nicht unbedingt die alten Staetten.
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