Die Pyramiden und die Freunde

Basar-Slideshow

Ahlan wa Sahlan.

Wie es sich wohl fuer einen Aufenthalt in Cairo gehoert, besuchten wir auch die einzigartigen Bauwerke am Kalkstein-Plateau von Giza. Diese aus maechtigen Steinbloecken aufgetuermten Monumentalwerke von Menschenhand sind wohl jedem bekannt und trotzdem haut das Dortsein einen aus den Sandalen.

Beim Betreten der Anlage ist ueberraschend wenig vom Souvenir-verkaufenden-Volk zu spueren. Es heisst ja immer in den Reisefuehrern, dass dies dort ueberhaupt nicht zum Aushalten sein soll. Wahrscheinlich sind wir aber von unserer vorherigen Aethiopienreise schon so abgehaertet, dass alles weitere nur ein so genannter „Lercherlschas“ ist. Die Tricks sind natuerlich andere. So ist der beliebteste, auf gut Freund zu machen und alles was eigentlich verkaeuflich ist, zuerst einmal nur zu verschenken. Da man ja so schoen ist und vor allem aus Oesterreich kommt, gibts alles gratis und die Souvenire gleiten nur so von der schrumpeligen Hand des Verkaeufers in unsere. Danach wird dann doch ein wenig Bakschisch, fuer den Freundschaftsdienst, verlangt, da er ja auch seine Familie ernaehren muss und Freunde einander helfen sollten. Um einiges geschickter war da ein „guter Freund“ von uns, der uns direkt in Cairo auf der Strasse angeredet hat. Meine freundlichen Augen und Joergs Feder in der Kappe, die ihn an einen aegyptischen Schreiberling aus der Pharaonenzeit erinnerten, hatten seine Aufmerksamkeit erregt und er wollte uns unbedingt helfen. Wir, gerade auf einer laengeren erfolglosen Suche nach einem Ladegeraet und ein wenig entnervt, stiegen auf dieses Angebot ein. Er fuehrte uns durch die halbe Stadt, war aeusserst witzig und wortreich (was haben wir gelacht!), vollfuehrte kleine akrobatische Einlagen (Spruenge, die von Pinocchio abgeschaut worden sein koennten), lud uns zum Tee ein, zeigte uns den aermsten Arbeiter aus dem Bazar (ein altes duerres Maennchen, der Hemden mit einem ueberdimensionalen Buegeleisen mit der Kraft seines rechten Fusses glaettete), redete jede verschleierte Frau als Miss Egypt an (was immer ein verlegenes Kichern bei ihnen hervorrief) und zeigte uns viele andere kleine Besonderheiten und Clownerien. Ein wirklich spassiger Nachmittag. Das Ladegeraet kaufte er aber fuer uns extrem ueberteuert und holte sich so sein Bakschisch und sein Tagessoll war damit wahrscheinlich erfuellt. Aber Geld fuer die „Dunkelheit“ abzulegen, ist immer wieder Teil der Reise und selten so spassig wie mit unserem koptischen „Freund“ aus den Strassen Cairos.

Die erste Pyramide ist gleich die groesste. Die so genannte Cheops-Pyramide mit ihren damaligen ueber 146 Metern (heute ist sie durch Wind, Wetter und menschlicher Zerstoerung um ca. 8 Meter kleiner). Direkt dahinter befindet sich die etwas kleinere Chephren-Pyramide, die, wie auch die Grosse Pyramide, aussen komplett mit weissen Kalsteinplatten verkleidet war. Zusammen mit der in Gold gehaltenen Spitze der Pyramiden war es zu deren Fertigstellung (so im 26. vorchristlichen Jahrhundert) wahrlich ein goettlicher Anblick fuer die Untertanen der Gottgleichen. Die Kalksteinverkleidungen (vielleicht auch Marmor?) und die vergoldete Spitze wurden dann spaeter von den muslimischen Machthabern „recyclt“ und fuer den Moscheen-Bau verwendet. Die Pyramiden wurden damals von den Muslimen natuerlich als Goetzentempel betrachtet und sollten als religioeser Schandfleck den Erdboden  gleichgemacht werden. Da diese Pyramiden allerdings sehr solide und vor allem fuer die Ewigkeit gebaut wurden, bissen sie sich bildlich gesprochen die Zaehne daran aus. So wurde versucht die kleinere Mykerinos-Pyramide unter der Aufsicht eines Sultans abzutragen. Was in neun Monaten erreicht wurde, war ein gar kleines Loch und viele abgenutzte Zahnreihen.

Morgen gehts auf in die Weisse und Schwarze Wueste, welche wir von der Oase Bahariyya aus erkunden werden. Freue mich auf den Kontrast Wueste zu Weltstadt und verbleibe mit einem

[geo_mashup_show_on_map_link text=“Google Maps“]

Die Cheops-Pyramide im Hintergrund und ich, die Chepren-Pyramide berachtend, im Vordergrund
Die Cheops-Pyramide im Hintergrund und ich, die Chepren-Pyramide berachtend, im Vordergrund
Im Hintergrund die teilweise zerstoerte Mykerinos-Pyramide
Im Hintergrund die teilweise zerstoerte Mykerinos-Pyramide
Der Vater des Terrors und die Kephren-Pyramide
Der Vater des Terrors und die Kephren-Pyramide
Die Sonnenbarke mit Joerg
Die Sonnenbarke mit Joerg
Veröffentlicht am
Kategorisiert in Aegypten

3 Kommentare

  1. „I bin die alte Mumie, und aus Egypten kum i eh.“ So oder aehnlich sprach H.C.Artmann. Es scheint sich zu erweisen, dass das Gewaltige dieser Monumente erst vor Ort zum wahrhaft Eindruecklichen wird. Vielen Dank für den Bericht. S.

  2. Heast, losts eich Zeit! ich kum jo mitm Lesen nimma nach… ihr habt es ja echt nett da drüben und seid offenbar immer in guter Gesellschaft. Ich möchte auch ein völkerverbindliche Fotos sehen, z.B. ihr auf einem Kamel reitend oder so

    Cheers,
    Gerd

  3. Hallo Nane, es war mir bisher nicht moeglich auf deine Seite – warum auch immer – zu kommen. Heute habe ich es geschafft! Diesmal funktioniert mein Klammeraffe nicht…also apropos Miss Egypt, wenn Du einmal Missen sehen willst, dann schau mal auf unseren Blog! Ich hoffe ich schaffe heute diesen Artikel und verzettle mich nicht wieder damit alle Deine ud Joerg’s Artikeln zu lesen…Nochmals apropos Miss Egypt: Welche Miss laesst Deinen Reisekreis unterbrechen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.