Assuan und der segensreiche Nil

Der Basar in Assuan
Ein letztes Mal fuhren wir mit einem weiss-schwarzen Taxi durch die voellig verstopften Strassen Cairos in Richtung des Ramses-Bahnhofs. Alles wilde Hupen endete nur in ungefaehr einen halben Meter Raumgewinn und da wir schon zu spaet dran waren, stiegen wir vorzeitig aus und mussten also unsere Reiserucksaecke ein Stueck selber zum Bahnhofsgebaeude und weiter zu unserem 1. Klasse Abteil tragen. Wobei 1. Klasse sehr unterschiedlich interpretiert werden kann. Hier sind es recht grosszuegig bemessene Sechser-Abteile mit abgewetzten Sitzbezuegen und roten Teppichen, deren Muster vom Staub bedeckt nur schwer erkennbar waren und wohl aus der Fruehzeit des Islams stammen muessen. Die Anfangseuphorie ueber ein Abteil fuer uns alleine, in dem wir uns waehrend der 15 stuendigen Fahrt ausbreiten koennen, war verfrueht. Bei der innerstaedtischen Haltestelle Giza stieg eine ganze Kompanie von polnischen Touristen ein, von denen zwei Paerchen bei uns platznahmen. Anscheinend Mitglieder einer Pauschalreise, die einen kurzen Abstecher nach Assuan und Luxor vor sich haben. Das Angbot der Reiseleitung fuer einen „kleinen“ Aufpreis auch nach Abu Simbel zu fahren, liessen sie gekonnt abblitzen. Wenn das nur nicht ein Fehler war. Wir fahren auf jeden Fall dorthin, um die nach den Assuan-Staudammprojekt wieder neu errichteten Tempel von Ramses II. in Augenschein zu nehmen.

Die Fahrt war ungemuehtlich aus zweierlei Hinsicht. Das sitzende Schlafen rief eine linksseitige Muskelverspannung hervor und der einzig englischsprechende Pole in unserem Abteil bekam des naechtens einen Schluckauf-Anfall, der aber eher an das Heraufwuergen einer ganzen Wassermelone erinnerte. Die Wassermelone wurde von uns aber nicht gesehen, dafuer aber der Bahnhof in Assuan, unser Ziel der ersten Zugfahrt auf dieser Reise.

Assuan, direkt am Nil gelegen, ist eine beschauliche Grossstadt an der ehemaligen Grenze zu Nubien. Denn unweit von hier beginnen die Nil-Katarakte, deren unueberwindlichen Stromschnellen fuer den Schiffsverkehr und damit auch fuer das alte Aegypten eine natuerliche Grenze darstellten. Unsere Grenzen wurden uns bei der Zimmersuche aufgezeigt. Da in diesen Tagen die zweiwoechigen Ferien in Aegypten beginnen, mussten wir mit unseren Rucksaecken kreuz und quer durch Assuans Strassen rennen, um letzendlich nach langer Suche eine adaequate Unterkunft zu finden. Damit war die Aufregung hier am Nil aber vorbei. Assuan und ihre Einwohner sind relativ gelassen und man kann ein weinig Ruhe geniessen. Der oertliche Basar, der einer der laengsten Aegyptens ist, ist natuerlich voll von in ihre Geschaefte hineinziehender Marktschreier – daran sind wir mittlerweile aber bestens „akklimatisiert“.

Des ersten vollen Tag verbrachten wir auf der ersten Nilinsel, der sogenannten Elefanteninsel (Abu), die den Nil hier einengt. Sind auf einen elefantengrauen vorspringenden Granitfelsen gesessen und betrachteten das Treiben am Nil in Richtung der Kitchener-Inseln (benannt nach einem Englaender, der hier einen grossen botanischen Garten mit unter anderen vielen Palmenarten anlegen liess). Unzaehlige Fellucas ziehen hier mit ihren riesig weissen dreiecksfoermigen Segeln ihre Kreise und fuehren die Touristen (hier vor allem aegyptische) vom Festland zu den Inseln. Auch gibt es hier eine Menge von motorbetriebenen Faehren, in denen die mit orangen Schwimmwesten bekleideten Menschen herumgeschippert werden. Kinder der Umgebung nutzen dies, um auf ihren extrodierten Daemmplatten schwimmend, sich bei den Booten festzuklammern und ein Liedchen zum Besten zu geben. Ab und zu schaut dann auch Bakschisch von den Touris heraus. Davon wird ein Teil, wahrscheinlich der groessere, von der oertlichen Wasserpolizei wieder einkassiert, um ihren kargen Lohn auf Kosten der Kleinsten aufzubessern. Sobald die Sonne hinter dem Aga Khan-Mausoleum untergeht, herrscht wieder Ruhe am Nil und wir schleichen sich.

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Das 1.Klasse-Abteil und Joerg schlafend
Das 1.Klasse-Abteil und Joerg schlafend
Der Basar in Assuan
Der Basar in Assuan
Fellucas am Nil
Feluccas am Nil
Mein sonnenbeschienender Reisekompagnon
Mein sonnenbeschienender Reisekompagnon
Ich vor der Felluca-Kulisse
Ich vor der Felucca-Kulisse
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Kategorisiert in Aegypten

3 Kommentare

  1. wunderbar, nane!

    ich nehme an, dass a) polnisches schluckauf unerträglich, mit englischem akzent versehen aber wenigstens tolerierbar ist,
    und dass b) du fehlinformiert bist, wenn du dem guten alten kitchener palmenzüchtungen andichtest, denn, wie schon der name es impliziert, der mann hat für sich und seine kompanie küchenkräuter gepflanzt, wobei die palmen bloß als schattenspender für die empfindlichen gewürzpflänzchen gedacht waren (zitiert aus: woodrow nevernou „the secret and supressed history of british colonial gardening“)!

    trotz der kleinen formalfehler: große worte, große füße, große reise!
    wie unsere gemeinsame texanische großnichte immer sagt: keep on truckin‘!

    beste grüße aus der verbotenen stadt,
    onkel D

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