Wir setzten mit der Passagierfaehre von Luxor, am Ostufer des dunkelgruenen Nils gelegen, zum Westufer ueber. Nach einer Taxifahrt im noblen Mercedes erreichten wir voller Erwartung den Eingang zum Tal der Koenige. Ein schroffes Kalkgebirge bildet die Kulisse fuer diese maechtige Nekropole, mit steilabfallenden weiss-beigen Felsklippen, an deren Fuessen, tief in den Fels eingegraben, die Graebertunnel der maechtigen Pharaonen herausgehauen wurden. Die geheiligte Sonnenscheibe brannte gleissend auf uns hernieder und wir kauften uns die Tickets fuer drei Felsengraeber und eines extra fuer jenes von, dem im jugendlichen Alter verstorbenen, Tutanchamun. Das Angebot zur Benuetzung des elektrisch betriebenen Kleinzuges zu den Eingaengen schlugen wir aus, da dies doch fuer uns Koenige und Pharaonen uenwuerdig gewesen waere. Eine Saenfte mit sechs Traegern, daneben herrennender luftzuwachtelnder Dienerschaft und einem Orchester voller Blechblaeser waere wohl unserem Stand entsprechend gewesen. War aber in der Schnelle nichts aufzutreiben und so gingen wir zu Fuss.
Die erste besuchte Grabkammer war die des Tutanchamun. Zwar von vielen Reisebuechern als zu klein und unscheinbar in der Luft zerrissen, wollten wir es dennoch besuchen. Von Tutanchamun hoerte man schon seit der Kindheit viele Geschichten und die gefundenen Grabbeigaben beziehungsweise die gueldene Totenmaske waren die Highlights beim Besuch des Aegyptischen Museums in Cairo und sein Entdecker Howard Carter ist sowieso auch nach seinem Tod eine weltweite Beruehmtheit. Die, von den Archaeologen 1922 freigelegte Oeffnung ins Innere des Berges geht in einen relativ kurzen, nach unten gehenden, Gang ueber. Dann oeffnet sich die erste Kammer. Bei einem kurzen Blick nach links erkennt man zuerst nur einen glaesernen Schaukasten und ein weisses Lacken aus Leinen. Erst der zweite Blick laesst den verschrumpelten Leichnam Tutanchamuns ins Blickfeld wandern. Zugedeckt liegt er hier, nur die beiden Fuesse und der Kopf schauen aus dem weissen Linnen hervor. Sein, von den alten Hohenpriesetern konservierter Blick wirkt fast ein wenig traurig. Vielleicht deswegen, da er auf Grund seines fruehen Todes mit nicht einmal 20 Jahren, sehr unzufrieden mit den Goettern war und er wird sich wohl bei Osiris oder gar Amun-Ra im Totenreich beschweren. Bis zur Wiederkunft der Goetter und der vergoettlichten Pharaonen zur goldenen Zeit, voller Frieden und Wohlergehen, wird er dies wohl geregelt haben. In der gleichen Kammer, die sich nach hinten weiter oeffnet, befindet sich noch der Granitsarkophag in dem der goldbestrichene Holzsarg liegt, eine der vielen Schalen, die den einbalsamierten Leichnam ehemals umgab. Gleich nehmen den Sarkophag liegt eine sehr bequem aussehende Matratze, ebenso im weissen Leinen gehalten. Hier schlaeft schon seit einigen Jahren der Bewacher des Grabes. Ein aelterer Herr, der Tag und Nacht dort unten verbringt und den Besuchern ueber die Schultern schaut und ab und zu zu plaudern anfaengt. Da heisst es immer, die Wiener sind morbid und hier schlaeft und wacht einer in der Gruft naechst zum einbalsamierten Leichnams Tutanchamuns.
Danach wurde das Grab Ramses IV. besucht. Durchaus schoen und auffallend waren die bunt bemalten Reliefs, die sonst bei den Tempeln nur mehr ausgebleicht zu bewundern sind. Da ersteckt sich an der Decke ein dunkelblauer Himmel mit goldenen Sternen und die Himmelsgoettin Nut streckt ihre Gliedmasse ueber das ganze Gewoelbe der Grabkammer aus. Farbenpraechtige Hieroglyphen und Szenen von Goettern, die das Ewige Leben in Form des Ankh-Zeichens ueber die Pharaonen ausschuetten, bedecken die Seitenwaende. Geschichten werden erzaehlt, wie man das Totenreich unbeschadet erreichen kann und mittendrin thront der steinerne Sarkophag. Herrlich!
Dem Aufpasser am Eingang zu Ramses IV. geben wir ein wenig Bakschisch und koennen so statt der vorgeschriebenen drei Graeber vier besuchen. Was uns recht ist, da diese Grabesstaetten eine grosse Faszination ausueben. Wie war das bloss fuer die Entdecker oder Grabraeuber, die noch zusaetzlich die ganze Fuelle und Pracht der Grabbeigaben sehen konnten?
Ueber die Grabkammern von Ramses IX. und Tausret/Sethnacht kommt man im hintersten Teil eines Seitengrabens zur Begraebnisstaette Thutmosis III. . Erreichbar ueber eine steile Aussentreppe, bei der wir sehr lange auf den Aufstieg warteten, da eine zig Menschen umfassende koptische Pilgergruppe uns den Weg versperrte. Waren aber sehr lustige und aufgeweckte Menschen, die mit uns ins Gespraeck kamen. So ganz anders als die sonst sehr zurueckhaltenden aegyptisch-muslimischen Glaubensbrueder, denen wir sonst begegnet sind. Der ganz in schwarz gekleidete Pope nahm mich gleich bei der Hand und zog mich zum Gruppenfoto nebst zu ihm. Gelaechter brach aus, als Joerg mit mehreren Fotoapparaten bewaffnet, dann fuer alle Fotos von der aufgestellten Pilgergruppe schiessen musste. Dafuer wurde dann noch ein Foto mit den feschesten Maedels und Joerg geschossen. Welch ein gluecklicher Sterblicher.
In das Grab Thutmosis III. geht es ueber eine steile Treppe nach unten und ueber eine kleine Bruecke, die frueher nicht bestand, da der tiefe Schacht Grabraeuber von ihrem Handwerk abhalten sollte. Hat aber, wie bei den meisten Grabhoehlen im Tal der Koenige nicht funktioniert. Wahrscheinlich auch, da die Waechter und Priesterschaft ueber die Jahrhunderte nicht nur eimal gemeinsame Sache mit den Raeubern machte. Auch hier sahen wir wieder die unvergleichlich bunten Hieroglyphen an den Waenden und den Sternenhimmel an der Decke. Man kann sich nur schwer daran sattsehen.
Leider war das Fotomachen in den Grabkammern verboten und so gibts diesmal, neben Aussenaufnahmen und einen Schuss aus der Huefte in einem Grab, noch Bilder aus dem Tempel von Karnak und dem Luxor-Tempel.
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Wo ist das Foto vom Jörg mit der Schönen? Auf die Götter, lieber Tutanchnansek, ist keine Verlass. lg Ronni