Syrien gehört laut Propaganda der USA zur Achse des Bösen. Zu unrecht. Abgesehen von den üblichen Vordrängeleien, dem arabisch typischen Herumgebrülle und einer gewissen Rüpelhaftigkeit, sind die Menschen in Syrien sogar sehr hilfsbereit. Es reicht nur ein wenig verdutzt den Stadtplan in Händen zu halten, um einen netten Passanten auf sich aufmerksam zu machen, der einem gerne die benötigte Auskunft gibt. Einzig und allein der Autoverkehr kann zu dieser Achse gerecht werden. Wie fast überall in Arabien und nicht nur dort, ist das Überqueren einer Fahrbahn ein lebensbedrohliches Unterfangen. Egal, ob man über einen Zebrastreifen geht oder nicht, sobald ein Hiesiger im Auto sitzt, ist es mit der Freundlichkeit vorbei. Bremsen gibt es nicht und ein Fußgänger ist nur ein weiteres Hindernis wie etwa ein leerer Pappkarton, den man ohne weiteres plattmachen kann. Zwar gibt es in größeren Städten meist Fußgeherbrücken, die sind aber so schmal bemessen, dass links und rechts die Menschen vor lauter Gedränge auf die darunter liegende Fahrbahn gestoßen werden. Sogar in den engen Gassen der Souqs, die schon zur Hälfte von den überquellenden Läden besetzt werden, fahren noch Minilaster durch. Diese bahnen sich hupend und quietschend durch die zähen Menschenmassen und nur unserer Schnelligkeit ist es zu verdanken, dass unsere Füße nicht aussehen wie türkisches Fladenbrot.
Wir kamen also in der hupenden Stadt Damaskus an und besorgten uns erstmals ein Zimmer. Ein Zimmer für eine Person allerdings, da alle Hotels in unserer Preisklasse ausgebucht waren. So wurde in dieses 2×3 m messende Zimmer noch eine Matratze am Fußboden ausgerollt, auf der ich mich dann, ein wenig frierend, betten konnte. Es regnete und die Temperatur kühlte merklich ab, wie unsere Reiselust auf die Arabische Halbinsel. So beschlossen wir, unsere Reise hier abzukürzen und schneller als geplant in die Türkei zu reisen. Einige Plätze wollten wir uns aber auf jeden Fall in dieser Weltgegend noch anschauen.
Am nächsten Tag also ab in ein neues Quartier und rein in die Altstadt von Damaskus. Beherrscht wird dieser Teil der Stadt vom verwinkelten Souq, mit seiner Vielzahl an kleinen Läden und der großen Umayyad-Moschee. Nach der Basar-Erfahrung in Cairo, wo man ständig in irgendein Geschäft zwecks „Looking is free – Why not! Spent your money here“ gezerrt werden wollte, war es hier eine ruhige Insel. Noch dazu können wir, schon auf Grund des begrenzten Platzangebots unserer Rucksäcke, nichts kaufen und so konnten wir uns ganz dem Herumschlendern und Schauen widmen. Die wirklichen Inseln der Ruhe sind aber immer wieder die Moscheen und ihre Höfe. So führte unser Weg direkt zur Umayyad-Moschee, welche vor 705 n.Chr. noch eine byzantinische Kathedrale gewesen war. Dies ist an der Außenfassade des großen Gebetsraumes noch gut erkennbar. Mit den ausgezogenen Schuhen in der Hand wurde das fröhliche Herumtollen der Kleinsten auf den glatt polierten Marmorboden und der gestrenge Blick der Gläubigen, nachdem sie drei von fünf Gebete abgeleistet hatten, beobachtet. Einige in den vorgeschriebenen grauen Tunikas mit Kapuze bekleideten Touristinnen, liefen herum wie aufgescheuchte Mäuse und fotografierten die dünnen Minarette gegen den blauen Himmel sowie die in goldenen Steinchen eingefassten grünen Bananenstauden der wunderschönen Mosaike im Innenhof der großen Moschee.
Gleich anschließend im Norden dieser befindet sich, umgeben von einem kleinen Garten, das Mausoleum des wohl größten Helden der arabischen Geschichte, von Saladin.
Damaskus war auch eine der wichtigsten Städte auf der in Peking beginnenden Seidenstraße. Noch einen Umschlagsplatz für Waren aus dem Fernen Osten stellte die zerstörte Stadt Palmyra da. Diese von den Assyriern gegründete Stadt durchlief mehrere Besetzungen durch fremde Völker wie den Griechen und den Römer, wurde von einer muslimischen Armee Mitte des ersten Jahrtausends wieder rückerobert und nach einem Erdbeben in der heutigen Form belassen – nämlich mehr oder weniger als Trümmerhaufen. Die Wege der Seidenstraße waren für den Welthandel nicht mehr wichtig und die neu gegründete Stadt setzt jetzt mehr auf Dattelanbau und Tourismus. Eindrucksvoll ist der Ausblick vom Qala´at ibn Maan, eine Burg auf einem Hügel vor der zerstörten Stadt. Hier sieht man die ehemals riesigen Ausmaße dieser Handelsmetropole und im Dunst der Weite ist fast der Irak auszumachen, der sich östlich an Syrien anschmiegt. Einzigartig sind auch die als Tuerme gebauten Grabstaetten ausserhalb der ehemaligen Stadt. Reiche Familien haben ihre gesamte Sippschaft in Tuermen beisetzen lasssen. So draengten sichbis zu 300 Tote in den engen Nischen eines solchen Turms. Diese so genannten Koenigstuerme urden teilweise wieder aufgebaut, jedoch ohne die ehemaligen Insassen.
Nach einigen Tellern Hummus, Foul und Falafel machten wir uns auf nach Aleppo nahe der türkischen Grenze. Aleppo ist wie die meisten Staedte in dieser Gegend eine der aeltesten beohnten Staedte der Erde. Die Zivilisation soll hier ihren Ursprung haben !? Beim Durchqueren der Landschaft sieht man nur wenige kleinere Siedlungen, die meisten SyrierInnen scheinen in den Großstädten zu leben. Der Rest ist geprägt von hügeliger Wüste, die von silbrig glänzenden Olivenhainen, Föhrenforsten und kleinen länglichen Feldern unterbrochen wird. Ein Mosaik von goldfarbenen Sand und grüner Vegetation wie zuvor in Damaskus an den Fassaden der Umayyaden-Moschee gesehen.
Von Aleppo geht es morgen weiter in die Türkei und wir kehren der arabischen Halbinsel, ein wenig taub vom Gehupe der Autos und den lautstarken Rufen der Muezzine, unsere Hinteransicht zu, insch´allah.
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Noch ein paar Büldalen: