Im Dunkeln kamen wir in der Haupstadt Taschkent der zentralasiatischen Republik Usbekistan mit dem Flugzeug an. Da am Flughafen weder ein Bankomat noch eine Geldwechselstube auszumachen war, mussten wir Wohl oder Uebel die saftigen Fahrtkosten mit US-Dollar bezahlen. Unser Aufenthalt in Taschkent sollte ja sehr kurz gehalten werden, da wir einen Tag spaeter schon ins sagenumwobenen Samarkand aufbrechen wollten.
Am Bahnhofsvorplatz, wo uns der Taxler aus seinem altertuemlichen Lada aussteigen liess, erkannten wir gleich die ersten Veraenderungen zur vorher bereisten Arabischen Welt. Hier darf gesoffen werden und dies anscheinend nicht zu knapp. Als ein Verkaufsschlager aus Soviet-Zeiten, ist hier der Vodka nach wie vor ein sehr beliebtes Getraenk geblieben und auch die Biere werden grosszuegigerweise in Ein-Liter-Gebinden unter die durstige Bevoelkerung verteilt. So torkeln auch einige Maenner, von ihren Zechkamaraden gestuetzt, ueber den riesigen Platz, der in der Mitte ein monomentales proletarisches Denkmal zum Ludeln bereithaelt. Auch die Gesichter sind andere. Nun dominieren rundere Gesichter mit feineren Zuegen und laenglich geschlitzten Augenlidern. Die Farbe schwarz scheint hier die absolute Modefarbe der Herren zu sein, die meist eine viel zu grosse Lederjacke mit breiten Schulterpoelstern tragen. Dazu wird am Kopf ein so genannter dopy getragen, eine, eher am Hinterkopf getragenen, vierseitige Kappe mit eingestickten Verzierungen, die die Maenner ein wenig groesser wirken laesst (Silhouette-Maximierung, wie Joerg gerne sagt). Die Frauen bekleiden sich, nach unserem ersten Eindruck, haeufig mit bunt bestickten langen Kleidern und tragen ihr schwarzes Haar zu Zoepfen gebunden oder als sogenannten Pferdeschwanz. Das auffaellige Leuchten in ihrem Mund ruehrt von der gaenzlich vergoldeten vorderen Zahnfront her. Bei diesem guelden Schein kann unser BlendaMed-Lachen wohl nicht mithalten.
Da wir im Hotel am Bahnhof wegen Ueberfuellung abgelehnt wurden, nahmen wir uns den Taxler Hassan und wollten erst einmal Geldwechseln. Was einfach klingt, war eine laengere Odysee im Kleinstwagen der Firma Daewoo. Geldautomaten scheint es in den Strassen von Taschkent nicht zu geben, also fuhren wir in eines der 5-Sterne Hotels. Dort gab es zwar einen, allerdings wollte der keine So’m (die nationale Waehrung) herausruecken. So zum naechsten Bankomaten, dieser war freundlicher und haendigte uns aber nur US-Dollar aus. Diese kann man auf jeden Fall wechseln und unser Taxifahrer Hassan wusste auch wo! Naemlich in einer der dunkelsten Seitengassen von einem noch dunkleren Spiessgesellen, der schaebig laechelnd gleich einmal mehrere Buendel von Geldscheinen mit einem ungefaehren Gesamtgewicht von zwei Kilogramm an uns aushaendigte. Das mussten wir aber dann doch ablehnen, weil erstens das Zaehlen der Scheine schon Tage gedauert haette und wir zweitens nicht einmal wussten, wie die Banknoten hier eigentlich ausschauen (mit Monopoly-Geld kann man halt nur die Kaerntnerstrasse kaufen, aber nichts zu Essen).
So fuhren wir zum naechsten 5-Sterne Hotel, wo Hassan gleich einen Pagen auf uns ansetzte, der uns erklaeren sollte, dass das Schwarzwechseln hier die normalste Sache der zentralasiatischen Welt sei und wir uns nicht in die Hose machen sollten. Da wir aber zu uncool sind an unserem ersten Tag in Usbekistan, konnten wir schlussendlich doch im Hotel wechseln. Zu einem schlechteren Kurs als beim Taxler Hassan, aber voll vertrauen in die Echtheit der Geldscheine. Und von diesen bekamen wir nicht wenige. Ein Euro entspricht etwa 1.800 So’m und so verliess Joerg, waehrend ich im Taxi mit Hassan eine Tschick rauchte, mit drei fetten Geldbuendeln das 5-Sterne Hotel.
Die Hotelsuche erwies sich ebenso schwierig wie die Geldsuche. Hassan, der anscheinend nicht zu den hellsten Koepfen des Landes zaehlt, brachte uns zu mehreren teuren Absteigen seiner Wahl (wurden von uns, immer grantiger werdend, abgelehnt), fragte staendig nach dem Weg, telefonierte hektisch von geborgten Telefonen aus, bis er uns endlich kurz vor 12 Uhr in das von uns gewuenschte Quartier brachte.
Bevor wir muede entschlummerten, fiel uns noch eine Besonderheit auf. Das Klopapier ist nicht wie unseres, es aehnelt eher Krepppapier und schmeichelt dem Hintern ganz und gar nicht.
Morgen gehts auf nach Samarkand, die Stadt aus Tausendundeiner Nacht. Wir freuen uns und ihr werdet davon lesen – soweit ueberhaupt noch wer den Blog liest?!
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Einen weiten Weg gegen Osten ist der Islam gegangen,und auf seinem Weg gegen Westen haben ihn die Östereicher aufgehalten.
Gerhard
hey nanito ! ich lese deinen blog. finde ich wahnsinnig gut und es macht spass zu lesen und auf digitale weise mitzuerleben was du erlebst ! well done !
ich habe leider nciht mitbekommen das du in istanbul warst ZUR GLEICHEN ZEIT als ICH !!!!!
DAMN !!!
hoffes es geht dir gut !
hannes
hey nanito,
merci für die ostergrüße und die spannenden stories aus dem orient!! keine sorge, österreich liest mit – auch wenn die kommentare spärlich bleiben, eure blogs haben fans!!
hey, ich freu mich total, dass du zur hochzeit nach serbien kommst – so wie`s ausschaut buchen wir ja in die selbe unterkunft ein, freu mich schon sehr dich wiedermal zu sehen! inzw. alles liebe und weiterhin gute reise!! festn drucka, uxxx
Hey Nane,
Blog nicht lesen??? was glaubst Du worauf ich fast täglich warte? Einen neuen Eintrag natürlich! Auch ich lese brav mit! Weiter so, ihr macht Eure Sache gut.
GERD
ich schließe mich dem fanclub an und frage mich ob du vor lauter geld- und regentropfen-zählen keine zeit für ein update hast? oder sind es tausendundein märchen die du zählst?
Hallo Markus und Jörg. Danke für die lieben Grüße. Ich bin gerade von einer Woche Skifahren zurück und hatte wohl das größte Glück. Eine Woche absoluter Sonnenschein mit grandiosen Schneebedingungen. Es freut mich sehr, dass es euch gut geht und bin schon gespannt auf deine/eure Erzählungen aus einem für österreichische Touristen wohl eher ungewöhnlichen Eck der Erde.
Aufpassen und weiter schreiben! lg ronSi
hi nanikos!
bin eine „heimliche“, begeisterte leserin von deinen stories, verfolge eure reise auch des öfteren mit dem finger in einem alten oberstufenatlas.
hab noch viele schöne abenteuer!
freu mich schon dich endlich wieder zu sehen!
dicken schmatz
veronika
manda, wo seids denn? gibts in good old greece eppa ka internetcafe oder is so fest zum fortgehen, dass keine zeit mehr für sowas bleibt? nane, ich hoff, du hast dir in arachova eine schöne fähnlen fieselschweif mütze gegönnt- sah seeehr schön aus am foto!
gruss, sigrid